Freut ihr euch auch schon so auf Weihnachten? Um euch die Zeit zu verkürzen und zu versüßen, habe ich eine Pauline-Schnüffel-Weihnachtsgeschichte für euch geschrieben. Jeden Adventssonntag stelle ich einen größeren Teil ein. Alternativ könnt ihr auch auf meinem Instagram-Blog täglich ein kleines Stück lesen. Viel Spaß!!!
Plätzchendiebe und andere Betrügereien
1.
Pauline Schnüffel kuschelte sich an den warmen Kachelofen im Wohnzimmer. Draußen war es saukalt. Das Einzige, was man da noch machen konnte, war schlafen. Oder sich ein Plätzchen genehmigen. Pauline hatte ihre eigenen aus Kartoffeln, Nüssen und Kastanienmehl. Lecker waren die, nur leider fest verschlossen in einem bunten Karton ganz oben auf dem Regal. Mama Pott wusste genau, dass Pauline sonst alle auf einmal verschlingen würde. „Röffel!“, machte Pauline ganz laut, denn ihr Magen knurrte entsetzlich. Außer ihr schien das aber niemand zu stören. Die ganze Familie Pott war im Stress. Und das nur, weil bald Weihnachten war. „Hallo!“, grunzte Pauline noch lauter. „Hört mich mal jemand? Ich habe Hunger!"
2. Mama und Papa Pott schleppten gerade einen riesigen Tannenbaum ins Wohnzimmer. Das fand Pauline ziemlich toll. Ein bisschen Wald im Haus, der Baum roch auch noch ganz frisch. Pauline liebte den Wald. Er war der zweitschönste Ort in ihrem Schweineleben. Der schönste war natürlich bei den Potts. Die Familie hatte sie als kleinen Frischling bei sich aufgenommen und dafür war Pauline ihnen für ewig dankbar. Außer Mama und Papa Pott gab es noch Julian und Leonie, die zwölf und neun Jahre alt waren. Mit Leonie verstand Pauline sich besonders gut, die beiden kuschelten fast jeden Abend auf dem bunten Teppich in Leonies Zimmer. Nur jetzt war das Mädchen allein in ihrem Zimmer und verpackte Geschenke. Selbst Pauline durfte nicht zusehen, dabei hätte sie bestimmt nichts verraten. So langsam wurde das Grummeln in Paulines Bauch unerträglich. Sie erhob sich und stupste Mama Pott ins Bein. „Hunger!“, grunzte sie vorwurfsvoll.
„Ach, entschuldige, Schnüffelchen“, sagte Mama Pott und holte schnell den Karton mit den Plätzchen vom Regal. Doch als sie ihn öffnete, sagte sie streng: „Oh nein, Pauline!"
3. Was war denn jetzt schon wieder los? Ahnungslos schnupperte Pauline an ihrem Plätzchen-Karton. Da bekam sie einen riesigen Schreck. Es lagen noch genau zwei Plätzchen darin! Dabei waren es gestern doch sieben gewesen. Sieben minus zwei ergab fünf, das wusste Pauline aus Leonies Matheheft. Irgendwer musste also die fünf Kekse, ihre fünf Kekse!, gefuttert haben. Paulines Spürsinn erwachte. Die Potts schieden aus, denn die hatten ihre eigenen Plätzchen mit Schokolade, Zuckerguss und bunten Streuseln. Es gab nur einen einzigen, der Paulines Plätzchen gemopst haben konnte. Aber wie er das geschafft haben sollte, war für Pauline unerklärlich. "Eddie!", rief sie lauthals. Sie wollte mit ihrer Nase Eddies Fährte aufnehmen, doch das war gar nicht nötig. Im Flur streckte die kleine Wühlmaus ihren Kopf aus Julians Bommelmütze hervor. „Wieso Eddie?", fragte sie. „Ich heißte Teddy."
4. Pauline starrte die Wühlmaus an. „Hast du den Verstand verloren, Eddie?", fragte sie. „Wieso nennst du dich seit Neuestem Teddy?" Sie schnupperte. „Du riechst auch ganz sonderbar. Ich glaube, du hältst dich schon zu lange im Haus auf."
„Natürlich!" Eddie-Teddy strich sich fein säuberlich über seine Schnurrhaare. „Hier gibt es ja auch die leckersten Dinge zu futtern: Kekse aus feinem Kastanienmehl ..."
„Ha, du gibst es also zu!", fuhr Pauline ihn an. Das war wirklich der kürzeste Detektivfall aller Zeiten. Und der Unverschämteste.
„Was soll ich zugeben?", fragte Eddie-Teddy verständnislos.
„Dass du meine Plätzchen geklaut hast", erwiderte Pauline ungeduldig.
„Na ja", wand Eddie-Teddy sich. „Also ..."
In diesem Moment klingelte es an der Haustür.
5. „Ja, ich komme!", rief Mama Pott. Pauline war wie immer als Erste an der Tür. Sogar Eddie-Teddy hatte sie dafür links liegen gelassen.
Durch das kleine Fenster in der Haustür sah sie, dass Dörte Dickendorf vor der Tür stand. „Oh nein, auch die noch", stöhnte sie. Das einzig Gute an Dörte war ihre Münsterländer-Hündin Cassie, die beste Freundin von Pauline. Ansonsten fand Pauline, dass Dörte eine Angeberin war. Immer wollte sie überall die Beste sein. Außerdem träumte sie vom großen Geld und dafür tat sie manchmal Dinge, die nicht richtig waren. Jetzt lächelte Dörte, als Mama Pott ihr die Tür öffnete. Sie blies in ihre verfroreren Hände und fragte liebenswürdig: „Hast du schon das Paket für mich fertig?"
6. „Das Paket für DICH?", fragte Mama verblüfft und auch Pauline fand das sehr seltsam. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sich die Dickendorfs und die Potts jemals etwas zu Weihnachten geschenkt hatten. Und jetzt verlangte Dörte einfach ein Geschenk, das war doch irgendwie dreist.
„Ja, du weißt doch, dass ich zu Weihnachten Pakete an arme Kinder verschicke", erklärte Dörte. „Du wolltest mitmachen."
Das war natürlich etwas anderes. Mama Pott schlug sich mit der Hand an die Stirn. „Ach ja. Du, entschuldige, in dem ganzen Weihnachtsstress bin ich noch gar nicht dazu gekommen. Ich sag Leonie und Julian gleich Bescheid, dass sie ein paar Spielsachen von sich spenden sollen."
„Danke, das ist sehr nett von euch", antwortete Dörte und Pauline verschlug es fast das Grunzen. Die Weihnachtszeit hatte Dörte anscheinend verwandelt. Sie wollte gerade ihren Kopf an Dörtes Bein schubbern, da sagte diese: „Was gibt es bei euch eigentlich an Weihnachten zu essen? Wildschweinbraten? Hahahaha ..."
7. Pauline quiekte entsetzt auf. Am liebsten hätte sie Dörte jetzt mit der Schnauze in den Bauch geboxt, aber Mama Pott zog sie schnell zurück. „Das ist nicht lustig, Dörte", sagte sie streng und Pauline blickte sie dankbar an.
„Ach, bist du seit Neuestem auch noch bei der Witze-Polizei?", erkundigte sich Dörte und verabschiedete sich gackernd. Mama Pott war nämlich die Dorfpolizstin von Wurz. Zu Paulines Leidwesen hatte es aber noch nie einen nennenswerten Einsatz gegeben. In Wurz passierte nämlich nichts. Die neue Gefängniszelle war noch unbenutzt, denn kein Krimineller hatte sich je in das kleine Dorf verirrt. Außer vielleicht ... Pauline musste an Eddie denken, den Plätzchendieb. Das war ja wohl auch kriminell, oder? Sie drehte sich um. In Julians Mütze war die Wühlmaus natürlich nicht mehr. Doch dann entdeckte Pauline sie bei den Schuhen. Aus Leonies Stiefel streckte sie vorwitzig ihren Kopf heraus und geich dahinter - Pauline traute ihren Augen nicht.
8. „Oh, ich sehe alles doppelt!", grunzte Pauline verwirrt. Sie hatte vor drei Tagen heimlich am Glühwein von Papa Pott genippt. Aber so späte Folgen konnte das doch nicht haben, oder?
„Nein, du siehst nicht doppelt", sagte Eddie fröhlich und jetzt bemerkte Pauline auch, dass er wie immer roch, nach Erde und ein bisschen Pupsi. Eddie hatte nämlich leider öfters mit Blähungen zu kämpfen. Außer Pauline schien das aber niemanden zu stören. Die Potts jedenfalls wussten gar nicht, dass Eddie existierte. Er war so klein, dass sie ihn noch nie bemerkt hatten.
„Das ist mein Bruder Teddy", stellte Eddie nun die andere Wühlmaus vor. „Entschuldige bitte, wir hatten solchen Hunger."
„Ach, und da musstet ihr zu zweit FÜNF Plätzchen essen? Ohne mich zu fragen!", sagte Pauline beleidigt. Ein Plätzchen hätte sie verschmerzen können, das hätte für die beiden Winzlinge völlig gereicht. Jetzt hatten sie sich wahrscheinlich überfressen und Pauline wusste, dass das nur wieder in nerviger Pupserei enden würde.
„Ich konnte dich nicht fragen, sonst wäre meine Überraschung dahin gewesen", sagte Eddie geheimnisvoll.
9. Überraschung? Pauline liebte dieses Wort. Allerdings nicht aus Eddies Mund. „Tolle Überraschung, wenn du alle meine Plätzchen auffrisst", motzte sie. „Los, sag schon, was es ist!"
„Natürlich nicht", antwortete Eddie. „Aber es ist ja nicht mehr lange bis Weihnachten."
Er hatte jedoch nicht mit Teddy gerechnet. „Es wird ganz toll! Wir haben alle mitgeholfen."
„Wer alle?", fragte Pauline misstrauisch.
„Ja, wir sind doch extra auf Weihnachtsbesuch gekommen", plapperte Teddy weiter, bis Eddie ihm einen Rippenstoß gab.
Pauline schwante Schreckliches. „Eddie?" Sie blickte die kleine Pupsmaus fragend an.
„Ja, gut, ein paar meiner Verwandten sind da", gab Eddie nun ohne weitere Umschweife zu. „Möchtest du sie kennenlernen? Ich habe sie auf dem Dachboden einquartiert."